Page 99 - Entlebucher Brattig 2008
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Der Dorfbrand von Marbach
Hansruedi Zihlmann
Ausbruch des Brandes Einen vorzüglichen Dank verdienten die Bewoh-
ner von Escholzmatt und den zwei bernischen
Am 6. Mai 1808 brach im Salzhaus (9) um Gemeinden Schangnau und Trubschachen für
12.30 Uhr Feuer aus. Das Salzhaus gehörte zur ihre M ithilfe. Die Schangnauer waren die ers-
Hälfte dem Altwirt Anton Wicki und die andere ten, die zu Hilfe eilten und bis zum Ende aus-
Hälfte dem Gemeinderichter Hans Christen harrten. Trubschachen kam mit einer Feuer-
Portmann. Bei diesem Hause handelt es sich um spritze, die vortreffliche Dienste tat.
das heutige Restaurant Bären. Die Brandursache Der damalige Pfarrer Anton Portmann und der
ist nie bestimmt festgestellt worden. Doch Sigrist Leonz Lauber haben die Pfarrbücher und
scheint es wahrscheinlich, dass der Brand Pfarrschriften sowie andere W ertschriften
durch Fahrlässigkeit des Hausbesitzers entstand. glücklicherweise gerettet und in Sicherheit
In der Küche soll man gekäst haben und habe gebracht.
im oberen Teil des Hauses das Feuer zuerst
entdeckt. Das ausgebrochene Feuer griff u n- Mitteilung des Brandes an die Hohe
glaublich rasch um sich; nach einer Stunde lag Regierung
das Dorf in einen Schutt- und Aschenhaufen
verwandelt da. Ein heftiger Wind wehte und Am Tage nach dem Dorfbrand, am 7. Mai
trug brennende Holzstücke und Schindeln über 1808, schrieb der damalige Kaplan Johann Graf
die nahen Häuser hinweg und entzündete noch einen Brief an die Regierung und bat namens
zwei andere H äuser mit angebauter Scheune des Gemeindevorstehers um die Entsendung
auf der Hintersagen, welche ebenfalls nieder- einer Schatzungskommission. Diesem Schreiben
brannten. ist unter anderem Folgendes zu entnehmen:
«Also binnen einer Stund lagen bey 14 Firsten
Die Brandbekämpfung als ein Raub der unabtreibbaren wüthenden
Flamme. Unter diesen sind das Pfarrhaus, das
Wegen Mangel an Feuerspritzen und anderen Sigristenhaus, ein Krämer-, ein Wirth- und
nötigen Löschgerätschaften konnten die ganz Pfisterhaus, eine Schmidte und andere schöne
aus Holz, nahe zusammengebauten und mit Entlebucherhäuser und das Beinhaus. Ein trau-
Schindeln gedeckten Gebäude bei der damals riger, g rässlicher Anblick. Mitten im noch
trockenen Witterung nicht gerettet werden. dampfenden Schutt steht noch, wie in einer
Sofort nach Ausbruch des Brandes, der sich hässlichen Wüste, der Brunnen. Einsam auf
rasch verbreitete, bestand die erste Sorge der ihrem Hügel und sehr beschädigt und nur durch
Bewohner darin, die Pfarrkirche zu retten. Das wahre Geistesgegenwart und unbeschreibliche
Dach derselben hatte bereits Feuer gefangen. Mühe gerettet steht noch die Pfarrkirche und
Männer und Jungmänner stiegen mit nassen neben ihr fast ohne Dach das Schul- und
98 Säcken und Tüchern auf das Dach der Kirche, Kaplanenhaus. Entsetzen und Elend, weinende
um das Feuer abfangen zu können. Ähnlich Männer, W eiber und Kinder, d ie nun auf die
war es mit der Kaplanei. Die Brandbekämpfung grauste Stätte hinstarren, wo sie noch wenige
war für die damaligen Marbacher Verhältnisse Stunden zuvor froh miteinander den Bissen
sehr schwierig, da man noch keine organi- assen, den der liebe, unbegreifliche Gott im
sierte Feuerwehr hatte. Vom B rand verschont Himmel schenkte…»
blieben das Hofstetterhaus (14) von Anton
Hofstetter, u nd das Klösterli (16) vom Wirt
Anton Wicki.